Augmented re-use und fragmented reality?

Die LEARNTEC als Europas grösster Kongress mit Fachmesse zum Thema „Digitales Lernen“ beging Ende Januar ihr 25-jähriges Jubiläum mit nunmehr über 7‘500 Messe- und Tagungsbesuchern in der Karlsruher Messe. Lesen Sie hier vom Verlauf einer Landung auf diesem Planeten.

Der Autor als Abgesandter des Fullservice Sprachdienstleisters neo bewegt sich sonst eher im Orbit und im terminologischen Umfeld der Anbieter von Redaktions- und anderen Sprachtechnologiesystemen und deren bzw. unserer Kunden.

Die Grösse der Veranstaltung wird vielleicht daran erkennbar, dass die Fachmesse ausserhalb der Tagung drei Foren anbietet, deren eines, das Trendforum, ich alsbald besuchte – auch um den kleinen Kulturschock zu verwinden, den ich (vielleicht wegen meiner Herkunft aus dem Umfeld der technischen Kommunikation?) hier erfuhr:

  • Es gibt eher wenig personelle Überschneidungen mit Veranstaltungen wie z.B. der Tekom Jahrestagung, die ebenfalls Themen wie Digitalisierung, lebenslanges Lernen, Lerndesign, Content Delivery, Augmented Reality, Mobiles Arbeiten und Lernen etc. vorantreibt – weder auf Besucherseite noch bei den Anbietern. Das ist andererseits natürlich sehr reizvoll und erlaubt neue Einblicke.
  • Sprechen Sie LEARNTEC? Hier heisst zunächst mal vieles anders als in TECHDOK Ich bin (siehe weiter unten) zu einigen Termkandidaten gelangt.

Ach ja, das Trendforum … Soeben präsentiert create.at „Verhaltenstraining als interaktiver Film – Catch the Fish“. Der Lernende hat hier die Rolle eines Bewerbers und soll Mr. Fish von sich überzeugen, der den Lernenden bis zum Schluss im Unklaren lässt, ob er den Job erhält. Hinweise gibt er jedoch durch seine Körpersprache: Schon wenn der Lernende den Mauszeiger über eine ungute Antwort bewegt, zieht Mr. Fish die Stirn in Falten. Das tue ich kurzzeitig auch, denn ich denke über die Umsetzung für mausbefreite Geräte wie Tablets und Smartphones nach.

Um kurz bei den digitalen Endgeräten zu bleiben: Selten habe ich so viele Sehhilfen für Augmented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR) im Einsatz gesehen wie an diesem Tag. Das kann schon den Blick auf das Wesentliche verstellen.

Was motiviert die Menschen hier auf der LEARNTEC 2017, was treibt sie an und um? Aus meinen Gesprächen und Beobachtungen an diesem Tag glaube ich, dass es zu einem grossen Teil dieselben Impulse sind, die auch unsere Kunden aus dem Bereich der technischen Kommunikation (und uns selbst natürlich auch) zu Höchstleistungen antreiben:

Wie kann es gelingen, …

  • in immer kürzeren Zyklen
  • immer zahlreichere,
  • kleinteiligere,
  • vielsprachige und
  • schneller wechselnde (Lern-) Inhalte
  • zielgruppengerecht/personalisiert/lokalisiert
  • in eine Anzahl sich rasant weiter entwickelnder Kanäle

… zu liefern – kostenoptimiert, nach definierten Prozessabläufen und Qualitätsmerkmalen.

Zur Unterfütterung dieses Analogieschlusses und zum Abschluss dieses Beitrags folgt ein kleines Glossar LEARNTEC > TECHDOK. Die Parallelität der die Systeme und Tools beschreibenden Wortfelder besteht im Grunde seit den 1990er Jahren, die Unterschiede ergeben sich historisch aus abweichenden Schwerpunktsetzungen (digitale Bereitstellung vs. digitale Erstellung)

Learning Object (LO): Lerneinheit, die aus einem oder mehreren in sich abgeschlossenen Informationseinheiten verschiedener Typen wie Konzept, Definition, Prinzip, Prozess, Ablauf etc. aufgebaut ist.

> Analogie zu DITA Topic Maps. bzw. zu Topic-orientiertem Arbeiten generell

Re-usable Learning Object (RLO): Wiederverwendbare Lerneinheit. Voraussetzung zur Wiederverwendung der LOs in verschiedenen Kursen ist ihre Klassifizierung mit Hilfe geeigneter Standards für Metadaten (Dublin Core, LOM).

> klassifizierte Single Source Objekte (Fragmente, Ressourcen und Informationseinheiten) in einem CMS/Redaktionssystem mit Metadaten und Taxonomien

Learning Management System (LMS): Plattform zur Bereitstellung von Lerninhalten und zur Organisation/Verwaltung des Lernprozesses

> Im redaktionellen Prozess der Technischen Dokumentation hatte die Erstellung und Verwaltung der Inhalte und der Sprachversionen lange Zeit stärkere Bedeutung (Toolgattung Redaktionssystem). Content Delivery (mit einem spezialisierten CMS/WebCMS) ist mit weiterentwickelten Webtechnologien und fortschreitender Digitalisierung in den Fokus der Anbieter geraten

Learning Content Management System (LCMS): System zur Erstellung, Verwaltung, (Wieder-)Verwendung und Zusammenstellung von Lerneinheiten.

> Hier wird es unscharf, denn Content Delivery liegt durchaus im Umfang einiger LCMS, ist aber die Domäne der LMS. Funktional entspricht ein LCMS einem Redaktionssystem. Allerdings verfügt das LCMS über eine Autorenumgebung, mit der interaktive und animierte Inhalte sowie Quizzes erstellt werden können. Das CMS/RS weist hier zumeist nur den (XML-)Editor und Schnittstellen zum Einbinden extern erstellter Ressourcen auf

Multilingual LCMS: Oh, das war nicht wirklich ein Thema auf der LEARNTEC. Also alle Aufgaben erledigt, Erstellung und Verwaltung der Sprachversionen in einem durchgängigen Prozess auf der Grundlage strukturierter Daten und Standards mit Schnittstellen zu Standard-Übersetzungswerkzeugen?

> Mit Blick auf manche mir bekannten Abläufe und Daten, bei denen es um die Erstellung von Sprachversionen aus vom Kunden gelieferten Lerninhalten geht, kann ich sagen: Noch nicht/nicht wirklich. An dem Thema bleiben wir dran.